“Wieso bin ich noch nicht weiter? Ich weiß doch genau, dass ich xy tun will, und komme nicht dazu! So wird das ja nie was …” Kennst Du solche jammernden und mahnenden Selbstgespräche? Ich schon. Derzeit melden sich meine inneren Stimmen ziemlich deutlich wegen meines geplanten Seelenbalancieren-Online-Programms, bei dem ich viel langsamer vorankomme als ich mir das wünsche und ursprünglich vorgenommen hatte.

Besonders laut melden sich mein “innerer Kritiker” und mein “innerer Hütehund”. Diesen lebhaften “Springcollie” in mir kennst Du auch schon aus meinem Beitrag “Coaching für den Hütehund in mir oder Manchmal ist tatsächlich der Weg das Ziel” von vor acht Monaten.

Nun habe ich mir dieses nervige Antreiberduo (mal wieder) genauer angeschaut und geschafft, es zu besänftigen. Vielleicht helfen Dir meine eingesetzten zwei Selbstcoachingmethoden, Deine eigenen mahnenden inneren Stimmen etwas einzufangen.

Methode 1: Mein inneres Beraterteam befragen

Vor einigen Wochen kam mir das Angebot für einen Onlinekurs unter, der wie für mich geschaffen schien: Ein intensiv betreutes Gruppenprogramm einer kompetenten Trainerin über acht Wochen hinweg ab Mitte November (mit Weihnachtspause). Das Ziel ist, den eigenen ersten Onlinekurs endlich “auf die Straße” zu bringen; ein erprobtes Programm quasi mit Erfolgsgarantie.

Mein erster Impuls, war: “Super, genau das, was ich brauche! Dann ist mein Kurs endlich fertig und ich habe mir selbst gegenüber kein schlechtes Gewissen mehr ..” Mein zweiter, “äh – oder doch nicht?”. Um mir klarzuwerden, ob ich das Geld, die Zeit und die Kraft investieren will, habe ich mein inneres Beraterteam befragt. Interessant, dass mir alle vier Stimmen mit Gegenfragen geantwortet haben:

  • die kindliche Stimme: “Willst Du wirklich mit so vielen gleichzeitig spielen?”
  • die humorvolle Stimme: “Magst Du Deine Vorweihnachtszeit nicht fröhlicher verbringen?”
  • die pragmatische, alltagspraktische Stimme: “Brauchst Du wirklich noch mehr Druck, um gut zu arbeiten?”
  • die weise Stimme: “Du wolltest doch stärker beachten, ‘Alles zu seiner Zeit’ zu tun. Ist das jetzt die richtige Zeit dafür?”

Oha, da hatten alle vier ins Schwarze getroffen. Anhand dieser Fragen wurde mir klar, dass

  • ich tatsächlich derzeit keine Lust darauf habe, mich mit Gruppenprozessen und den Online-Kursen anderer, mir zunächst fremder, Leute zu beschäftigen
  • ich nach diesem relativ anstrengenden Jahr lieber eine geruhsame Vorweihnachtszeit hätte statt noch mehr zu powern
  • ich mir selbst schon eher zu viel Druck als zu wenig mache – und nicht noch künstlich externen Druck draufsatteln muss/möchte
  • derzeit andere Themen anstehen.

Resümee: Der sicherlich supergute Kurs ist gar nicht das, was ich brauche. Das konnte auch die kritische Stimme in mir gut akzeptieren. Danke, liebes inneres Beraterteam!

Methode 2: “Ja – und zugleich”

Mein innerer Springcollie ist zurzeit wieder am Rumwuseln und freut sich riesig darauf, endlich mit mir Videos zu drehen, zu lernen, sie zu bearbeiten, sie in die Welt zu bringen, die grafische Gestaltung meines Online-Programms voranzubringen undundund … Am liebsten würde er die Scheinwerfer und die Kamera anschleppen, mir vor die Füße legen und mich freudig hechelnd mit wedelndem Schwanz dazu auffordern, endlich mit diesen tollen Dingen (und ihm) zu spielen.

Ich habe nachgelesen, wo ich vor acht Monaten gestanden bin und muss sagen, ich bin überrascht. Und wenn ich mir, u.a. anhand meines Blogs als quasi-Tagebuch, genauer anschaue, was in meinem Leben in den letzten Monaten alles los war und ist … kann ich das Gemeckere meines inneren Kritikers, ich sei noch nicht weit genug, gelasssen von mir weisen.

Damit der Springcollie und der innere Kritiker sich gehört und angenommen fühlen, hilft es, ihnen kein “Ja, aber”, sondern ein “Ja – und zugleich” entgegenzuhalten. Das entspannt sie und treibt sie nicht in den Widerstand – übrigens eine Kommunikationstechnik, die sich auch für lebendige Gegenüber empfiehlt. Und so lief unser Gespräch ab:

Sie sagten: “Du wolltest noch heuer Deinen Kurs fertig kriegen. Und so viel fehlt noch! Die Technik liegt rum und Du machst nix damit. Irgendwie bist Du dauernd mit was anderem beschäftigt. Und früher hast Du viel öfter lange Blogartikel geschrieben, nicht nur die kurzen Impulse.”

Ich sagte: Ja, das stimmt. Da habt Ihr recht. Und zugleich stimmt auch, dass

  • ich viele andere tolle Dinge für BALANCE vorangebracht habe, wie ich in meinem Acht-Jahres-Rückblick nachlesen kann.
  • ich derzeit so viele Coachees habe wie noch nie!
  • ich immerhin den Kurs, wie ich Videos mit mir aufnehme, absolviert und mir die nötige Technik zugelegt habe. Die ersten Übungsvideos sind entstanden. Und ich konnte alles schon prima für das große “Schatzfinder”-Videointerview mit mir durch Elke Storath im September brauchen!
  • ich einen (natürlich Online-)Kurs gekauft habe, in dem ich lerne, wie ich mit einer bestimmten Software Videos bearbeite.
  • wir seit der Rückkehr aus unserem Pfingsturlaub sehr viel mit innerfamiliären Themen, die häufigere Fahrten als sonst ans andere Ende Bayerns mit sich bringen, zu tun haben. “Das Leben” und “der Tod” sind schwer einplanbar …
  • ich meine sechswöche Sommerpause kreativ genutzt und inzwischen die Inhalte, die Gestaltung und die Struktur des Onlineprogramms erarbeitet habe.
  • ich mit Beraterinnen zu meinem Online-Programm im Austausch bin, wie bei der genussvollen Besprechung auf dem Foto oben: mit der “Draufgängerin” Birgit Faschinger-Reitsam im Münchner Gartensalon – einem meiner Lieblingscafés hier im Münchner Univiertel. Wir bilden eine kleine “Mastermind”-Gruppe, in der wir uns gegenseitig für unsere Projekte unterstützen. (Rate mal, wem das schuhgeschmückte Heft und wem der Schokokuchen mit Rosenblättern gehören …)

Meine wichtigsten Erkenntnisse:

  • Dass ich erfreulicherweise quasi ausgebucht bin, bedeutet Zeit und Gedankenkraft, die mir nicht gleichzeitig für andere Projekte zur Verfügung stehen.
  • Ich habe zum Online-Programm mein WAS klar, mir fehlt noch das WIE. Ich weiß, was meine nächsten Schritte sein werden. Ich muss sie nur noch gehen.

Meine Konsequenzen draus:

  • Ich kaufe noch heute die Software zur Videobearbeitung. Damit erhöhe ich die Verbindlichkeit mir selbst gegenüber.
  • Ich konzentriere mich in nächster Zeit auf das WIE, also die technischen Aspekte der Umsetzung. (Alles andere ist notiert und geht mir nicht verloren. Womöglich werde ich sogar von meiner bald beginnenden Fortbildung zur Achtsamkeitsmeditation etwas einbauen können.)
  • Ich gönne mir eine geruhsame und genussvolle Vorweihnachtszeit und verschiebe mein Endziel “Online-Programm” ohne fixen Termin auf 2018. Dennoch werde ich in jeder Woche etwas für mein Programm voranbringen; und wenn es noch so klein ist. Ich gehe langsam und in “Baby Steps” – aber auch damit komme ich voran.

So, nun ist der Kritiker besänftigt. Und mein Springcollie weiß, dass er bald wieder zum Spielen und Lernen kommen wird.

PS: “Ja – und zugleich” gehört zu meinem “Emmentaler-Prinzip“.

Übrigens: Dieser Aufsatz ist Teil meines dritten Buchs “Wechsle mal die Brille! Impulse und Methoden zur Selbststärkung im Alltag”, das im Oktober 2018 erschienen ist.

 

Und jetzt Du: Wie gehst Du mit dem Gefühl um, nicht schnell genug bei Deinen Plänen voranzukommen?

 

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