Wie ein Seemann auf rohen Eiern – so habe ich mich notgedrungen in den letzten Tagen bewegt: breitbeinig, jeden Schritt ertastend. Positiv ausgedrückt, bin ich äußerst achtsam gegangen. Und das war schon ein Fortschritt im Vergleich zu den Tagen davor: Da bin ich wegen Schmerzen in beiden Beinen kaum die Treppen runtergekommen.

Wenn Du’s genauer wissen willst (sonst überspringe diesen Absatz): Vermutlich wegen eines laubbedeckten Loches habe ich mir beim Laufen irgendeinen Schaden an linken Knie zugelegt. Was genau das ist, wird derzeit noch abgeklärt (Meniskus?). Mein einseitiges Humpeln hat ein paar Tage später wiederum am rechten Mittelfuß Schmerzen ausgelöst. Die kenne ich schon vom Frühsommer; zwischenzeitlich waren sie jedoch komplett weg. Besuche bei zwei Orthopäden und einem Strahlenarzt haben merkwürdige Schnell- und Falschdiagnosen erbracht: Das sei ein Ermüdungsbruch; ich solle alles vermeiden, was schmerzt; falsche Entlastungsbewegungen können zu neuen Brüchen führen … Das hat natürlich meine Bewegungen noch mehr verunsichert und verspannt. Inzwischen gab’s die gute Nachricht: Nein, ich habe keinen Bruch! “Ihr Fuß will einfach nur ganz viel Ruhe.” Ok, die soll er bekommen. [Nachtrag: Auch das Knie ist wohl nicht dauerhaft geschädigt, sondern nur “beleidigt”. Uff …]

Nun wäre es zu leicht, zu sagen “Genieße doch Deine Entschleunigung”.
Ehrlich: JA, ich bin total genervt davon, dass ich soo viel langsamer im Leben unterwegs bin als sonst. Mir wird schmerzhaft (!) bewusst, wie schnell und viel ich sonst rumsause und wie knapp mein Zeitplan getaktet ist. Ich muss nun für alles deutlich längere Vorläufe einplanen. Außerdem fehlt mir die Bewegung und die Freude, die ich daran habe: zu tanzen und zu laufen, in die Qigongstunden und ins Fitnessstudio zu gehen. Alle Wege, die nicht unbedingt sein müssen, lasse ich weg.

UND ZUGLEICH stimmt auch: Immerhin kann ich problemlos stehen, sitzen, liegen und sogar relativ unbeeinträchtigt radeln. Das ist großartig und nicht selbstverständlich! (Ich denke da an so manche Rückenbeschwerden, die ich schon hatte …) Und zu Musik mitswingen kann ich auch im Sitzen! Ich bewege mich bedächtig, das klappt ganz gut. Meine Arbeitstermine gehe ich langsamer an – derzeit erkennt man mich nicht schon akustisch am flotten Gang … Und daheim auf dem Sofa ist’s auch nett, stelle ich fest. Ich gönne mir längere Lese- und Filmzeiten als sonst und delegiere manche Tätigkeiten. Manches bleibt im Haushalt schlichtweg liegen, macht nix. Ich habe mich also mittlerweile mit der – glücklicherweise absehbaren – Ausnahmesituation arrangiert.

Warum erzähle ich Dir das alles? Weil ich am eigenen Leib mal wieder eine deutliche Wackelpartie auf der Wippe des Lebens erfahre und merke, wie gut ich dabei meine Seelenbalancieren-Methoden einsetzen kann. Gut, dass ich sie habe! Sie helfen mir, mich trotz der blöden Randbedingungen, die ich nicht ändern kann, bei relativ guter Laune zu halten und meinen Optimismus zu bewahren.

“Ja, so ist es” plus “und zugleich stimmt auch” ist übrigens eine prima Selbstcoachingmethode, um mit ungeliebten Tatsachen klarzukommen! Sie stärkt den Blick auf das Positive. Ich nenne sie “das Emmentaler-Prinzip”.

Lesetipps zum Seelenbalancieren: In diesen Blogbeiträgen kannst Du nachlesen, was ich zum Umgang mit Krankheit und Schmerzen und zu Entschleunigung und dem eigenen Tempo schon geschrieben habe:

Ich hoffe, meine Methoden helfen auch Dir in ähnlichen Situationen!

PS: Das Foto stammt von der trotz der Folgen wunderschönen Lauftour, genau da, wo an der bayerisch-tirolerischen Grenze der Auerbach in den Inn fließt. Im Wasser spiegelt sich das Herbstlaub. Solche Bilder wirken auf mich auf angenehme Art entschleunigend.

Übrigens: Dieser Aufsatz ist Teil meines dritten Buchs “Wechsle mal die Brille! Impulse und Methoden zur Selbststärkung im Alltag”, das im Oktober 2018 erschienen ist.

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