Vermutlich mag es niemand, wenn in der Zahnarztpraxis der Bohrer auf einen wartet … Bei mir war es heute nach vielen Jahren mal wieder so weit. Von einer geplanten Löchleinbohraktion wusste ich vorab, die zweite stellte sich spontan als nötig heraus. Aus mehreren Gründen habe ich mich gegen eine Betäubungsspritze entschieden:
- Ich vertraue meiner netten Zahnärztin. Sie hat mich ermutigt, dass wir das auch ohne Spritze hinkriegen.
- Ich habe das Bohren meiner kleinen Löcher immer „so“ geschafft. (Allerdings ist das lange her …)
- Die Schmerzspritzen beim Weisheitszahnziehen haben damals meinem Kreislauf überhaupt nicht gut getan. Außerdem finde ich das andauernde pelzige Gefühl danach sehr lästig.
- Aber am wichtigsten: Ich wollte die Gelegenheit nutzen, eine meiner Selbststärkungsbotschaften am eigenen Leib zu erproben, nämlich dass man im Entspannungszustand wesentlich weniger schmerzempfindlich ist als in Anspannung (= im Stress). Glaubwürdigkeit, eigene praktische Erfahrungen, Chance des Schicksals und so …
Dann ging’s los. Die beiden Knautschbälle meiner Zahnärztin ließ ich ganz locker auf der Handfläche liegen und drückte sie absichtlich nicht. Ich nahm mir vor, meinen Atem zu beobachten und mich auf ein entspannendes inneres Bild zu konzentrieren. Das klingt jetzt vielleicht wahnsinnig theorie- und kopfgesteuert, aber genau so war es.
(Für Neugierige: Wie und warum das funktioniert, Stichwort „Bodyfeedback“, erkläre ich in meinem Selbststärkungsbuch „Ich wünsche mir Gelassenheit. Ein Balancierkurs für die Seele“ und in meinen Seminaren.)
Mir ist jedenfalls sofort der Liegestuhl eingefallen, von dem ich Euch neulich hier erzählt habe und dessen Foto Ihr hier seht. Er ist für mich seit meinem Ausflug an einen wunderschönen oberbayerischen See ein Symbol für Erholung und Entspannung. (Eigentlich wollte ich das Foto für den nächsten Monatsimpuls verwenden. Aber mei, wenn das Leben so spielt …)
Während der Behandlung hörte es sich in meinem Kopf ungefähr so an: „Einatmen … türkiser Liegestuhl … Blick auf den See … ausatmen … aua … einatmen … türkiser Liegestuhl … so eine schöne Farbe … wie eine Lagune … ausatmen …“
Jedenfalls hat es tatsächlich geklappt, mich auf diese Weise gedanklich vom Schmerz fernzuhalten, der immer mal wieder durch meine Nerven gezuckt ist! Der war samt Ärztin und Assistentin gaaaanz weit weg … Und bald war’s geschafft, uff. Jetzt bin ich um zwei Zahnfüllungen und eine gute Erfahrung reicher.
Übrigens: Dieser Aufsatz ist Teil meines dritten Buchs “Wechsle mal die Brille! Impulse und Methoden zur Selbststärkung im Alltag”, das im Oktober 2018 erschienen ist.
Und jetzt Ihr: Welche guten Erfahrungen mit Entspannung bei Schmerzen habt Ihr? Welche Bilder oder Methoden helfen Euch?
Bei mir stellt sich während einer Zahnbehandlung meist ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit ein, dass ich in der Gegenwart lebe und die modernen Behandlungsmethoden ja nur eine Klacks sind im Vergleich zu denen in alten Zeiten. Da lassen sich Schmerzen relativ leicht ertragen. Ja, und dann noch ein bisschen Atemtechnik und positive Bilder…., passt schon!
Liebe Petra, Dankbarkeit ist ein soo wichtiges Gefühl, finde ich! Toll, dass Du sogar während einer sicherlich manchmal recht unangenehmen Zahnbehandlung zu dieser Form des Umdeutens der Situation greifst und fähig bist! Möglichst viele Gelegenheiten zu angenehmen Fantasiereisen, ganz ohne Schmerzen, wünscht Dir herzlich
Sandra
Hm, hier kann ich jetzt (leider) nicht mitreden. Ich habe eine Zahnfüllung und die ist erst zwei Jahre alt. Davor kann ich das Bohrgeräusch gar nicht…
Aber wenn es nicht der Zahnarzt ist, gibt es ja immer wieder andere Momente, in denen man Schmerz hat. Ich kann mich noch erinnern, dass ich als Kind mit Bauchschmerzen im Bett lag und mich so auf den (nicht wirklich schönen..) Blumenvorhang konzentriert habe, dass die Schmerzen tatsächlich weniger wurden, wenn ich den Vorhang angesehen habe. Schon spannend, was der Geist alles ausmachen kann!!
Oh ja … Danke für Dein tolles Beispiel, liebe Streberin! Liebe Grüße und toitoitoi, dass Deine Zähne weiterhin so gut bleiben, Sandra