Oh, wie oft sind die lieben Mitmenschen gar nicht lieb, sondern die Quelle für Ärger, Frust, Wut oder gar Angst … Dieser hoffentlich für dich hilfreiche Aufsatz ist einer meiner wichtigsten “Klassiker”, den ich gerne immer mal wieder aus meiner Schatzkiste (derzeit über 670 Blogbeiträge) hole und sichtbar mache. Er gehört in die Kategorie “Rote Wochen”, da es dort um das Thema “Energie” geht.

Ich habe dir hier eine Reihe von Selbststärkungstechniken und –tipps zusammengestellt, die dir helfen können, dich von den Befindlichkeiten und Ansprüchen anderer abzugrenzen. Damit kannst du dich trotz aller Wackelpartien auf der Wippe des Lebens immer wieder ins innere Gleichgewicht bringen. Es geht hier also nicht um Kommunikationstechniken („Ich-Botschaften“, Schlagfertigkeit etc. – dafür empfehle ich dir die Bücher von Friedemann Schulz von Thun und Barbara Berckhan), sondern um Methoden, dich selbst in positive Gefühle und in Kraft zu bringen. Das ist dann eine gute Ausgangsposition, um je nach Situation auch klar und deutlich deine Meinung zu vertreten.

„Das ist DEINE Interpretation“ – Stimmt!

Zu Beginn ein Schnellkurs zum Thema Stress: Es ist wirklich hilfreich, dir klarzumachen, dass wir emotional immer auf etwas reagieren, das wir mit unseren Sinnen wahrnehmen. Dieser Reiz, also das, was wir hören, sehen, riechen, schmecken, tasten, ist neutral. Unser Gehirn (konkret das Emotionale Gedächtnis) entscheidet blitzschnell, ob es den Reiz als positiv-angenehm interpretiert oder als negativ-unangenehm. Entsprechend schüttet es Wohlfühl- oder Stresshormone aus. Die wiederum merken wir dann an unserer Gefühlslage und auch an Körperzeichen.

Und spätestens dann sollten wir tatsächlich unseren „Kopf“ einschalten und uns vernünftig anschauen, was da eigentlich passiert. Worauf hast du mit ärgerlichen, wütenden oder ängstlichen Gefühlen reagiert? Was hat dein Gegenüber von sich gegeben (an Worten, Geräuschen, Mimik, Gesten, vielleicht sogar Gerüchen, …), das dich auf irgendeine Art in Stress bringt? Denn diese negativen Gefühle und Körperreaktionen wie der Drang zu schreien, eine zugeschnürte Kehle oder flaches Atmen sind im Kern nichts anderes als Stressreaktionen. Wir reagieren immer noch auf etwas, das wir als bedrohlich einstufen, wie Urzeitmenschen auf den heranrasenden Säbelzahntiger: Wir würden am liebsten – bewusst oder unbewusst – davonlaufen, brüllen und kämpfen oder uns totstellen.

Womöglich hat dein Mitmensch einen „Triggersatz“ von sich gegeben, der dich auf die Palme treibt, z.B. in einem Beziehungszank „Das ist DEINE Interpretation“. Künftig kannst du lächelnd kontern, „stimmt!“.

„Wer hat hier ein Problem?“ oder Der Stress der anderen

Gehen wir einen Schritt weiter: Auch deine Mitmenschen reagieren auf das, was sie subjektiv als bedrohlich empfinden, mit den drei klassischen Stressreaktionen. Wenn du DAS verstanden hast, kannst du dir schon viel erklären. Du wirst es nicht mehr so schnell auf dich persönlich beziehen und als Bedrohung interpretieren. Die können gerade nicht anders, ein Hormoncocktail flutet durch ihre Adern, der sie (beispielsweise) laut werden lässt. Mit dieser Art, ihre Aggression zu zeigen, wollen sie im Kern nichts anderes, als ein Urzeitmonster anzubrüllen und einzuschüchtern – das ist ein Teil der Kampfreaktion. Das steckt hinter der bekannten Alltagsweisheit, „wer schreit, hat meistens nicht Recht“. Lautwerden ist oft ein Zeichen von Hilflosigkeit, die im Gewand von Aggressivität daher kommt.

Konsequenz: „Dieser Mensch hat ein Problem – nicht ich!“ Das wirkt sehr entlastend. Arbeite dich nicht an den Befindlichkeiten der anderen ab, nimm sie nicht zu ernst. Damit kannst du auch aufhören zu versuchen, die anderen zu ändern. Setze bei dir an, innerlich und äußerlich. Wie, zeige ich dir im nächsten Schritt:

„Bis hierhin und nicht weiter!“ So hältst du dir Energievampire vom Leib

Menschen, die uns Kraft abziehen, weil sie nerven und unsere Grenzen überschreiten, nenne ich „Energievampire“. Klar, das ist immer eine subjektive Interpretation, keine objektive Einstufung. Es ist schon viel gewonnen, wenn du identifizierst, wer für dich so ein Vampir ist; von wem du dich anzapfen und aussaugen lässt. Es gehören ja immer zwei dazu, auch beim „Tanz der Vampire“

Mit Hilfe von „Bodyfeedback“ kannst du dich selbst aufrichten und stark machen. Das gibt dir die Kraft, den Energieräubern Widerstand entgegenzusetzen oder dich von ihnen zu lösen. Also entweder schön altmodisch zu zeigen „Halt ein, Vampir, bis hierhin und nicht weiter!“ oder ihnen gelassen den Rücken zuzuwenden.

Wie das funktioniert? Auch dafür nutzen wir einen cleveren Mechanismus unseres Gehirns: Es liest nämlich an unserer Körperhaltung, wie es uns geht, und interpretiert das als „meinem Menschen scheint’s gut zu gehen – Wohlfühlhormone auslösen!“ oder „meinem Menschen scheint’s schlecht zu gehen – Stresshormone auslösen!“. Und durch die Stresshormone kommen wir dann in eine Abwärtsspirale

Deswegen tut es uns gut, wenn wir uns körperlich so benehmen, als wenn wir ganz entspannt wären: Wenn wir bewusst atmen und uns aufrecht hinstellen oder –setzen. An zwei von ANNAs Wundersätzen für innere Balance habe ich Dir das schon veranschaulicht: „Ich atme ein, was ich brauche, und aus, was ich nicht brauche“ und „Ich bewege mich aufrecht wie eine Königin“. Beides hilft dir, denn damit kannst du „Halt“ sagen mit Haltung! Wenn du dich innerlich und für deine Umwelt auch äußerlich erkennbar in Kraft gebracht hast, kannst du Klartext reden.

In einem meiner Selbststärkungsseminare zum Thema Energieräuber/-spender lasse ich die Teilnehmer*innen eine „Nein“-Übung ausführen. Zu zweit stehen sie gegenüber, die eine Person sagt immer „Doch!“, die andere „Nein“, zunächst ganz klein und mit schwacher Stimme, dann immer aufrechter und mit kräftigerer Stimme. Bei einem zweiten Durchgang lassen sie die Stimme sogar ganz weg und zeigen nur über Körpersprache, dass sie nicht bereit sind, der Forderung des Gegenübers nachzukommen. Immer wieder beeindruckend für alle Beteiligten!

Energievampiren gelassen den Rücken zuwenden

Das Bodyfeedback, mit dem du Dich innerlich und äußerlich in Kraft gebracht hast, kann dir auch helfen, den Vampiren gelassen den Rücken zuzukehren. Das kann bedeuten, dass du in einer kritischen Situation – in einem anderen Gedankenbild – Deine Segel aus dem Wind nimmst. Oft versuchen wir ja das Gegenteil und sind damit wieder gut, aber wenig hilfreich, mit dem Stress des Mitmenschen beschäftigt, dem „Wind“. Nun, wo du verstanden hast, dass du für dein Gegenüber entweder Stressanlass oder – weil er/sie schon am „Kämpfen“ ist – Blitzableiter bist, kannst du dich leichter brenzligen Situationen entziehen.

Eine andere Variante, anstrengenden Energievampiren den Rücken zuzukehren, ist es, sich von ihnen zurückzuziehen. Zum Beispiel, wenn eine langjährige Freundin dir am Telefon nur noch von ihren Problemen erzählt oder vorjammert, an deinem Leben aber nicht (mehr) weiter interessiert ist, sondern nur an deiner Zuwendung, deinen Ratschlägen und deinem offenen Ohr; immer wieder, ohne etwas davon anzunehmen und bei sich zu verändern. Das laugt auf die Dauer aus.

In meinen Seminaren stoße ich regelmäßig darauf, dass Teilnehmer*innen vor einem Cut zurückschrecken und sich lieber weiter aussaugen lassen. Sie denken in den Kategorien „ganz oder gar nicht“ und reagieren sehr erleichtert, wenn ich ihnen ein softeres Vorgehen anbiete: Es ist sehr wohl möglich, einen Menschen nicht komplett aus dem Adressbuch und dem Leben zu löschen, sondern nur die Beziehung anders zu definieren. So können „enge Freund*innen“ zu „Freund*innen“ oder „lieben Bekannten“ oder auch „entfernten/alten Bekannten“ werden. Das lässt sich durchaus mit einem liebevollen Blick auf die gemeinsame Vergangenheit praktizieren. Menschen entwickeln sich unterschiedlich. Nur weil du jetzt das Bedürfnis hast, eine einseitig gewordene Beziehung (im weiteren Sinn) zu verlassen, musst du nicht eliminieren, was euch früher verbunden hat. Deine neue innere Haltung wird spürbar sein. Die veränderte Definition führt dann zu selteneren Telefonaten, vielleicht nur noch an euren Geburtstagen. Und eu wirst nur noch mit einem harmlosen Vamperl statt einem anstrengenden Energievampir zu tun haben.

Profiausstattung für den Umgang mit Energievampiren: Schutzbrille und Schutzkleidung

Vampire sind gefährlich, sie wollen eich anzapfen und aussaugen. Lass uns überlegen, wie eu eich in Gedanken gut ausstatten kannst, um ihnen nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. Manchmal sind tatsächlich (gedachte) Ohrenschützer, Filzpantoffel und Glacéhandschuhe das Richtige. Und zwar, damit du in Ruhe deine Dinge machen kannst, ohne bei deinem Gegenüber irgendwelche Krisen auszulösen. Aber bitte mit Haltung: diplomatisch, aufrecht und bewusst, nicht duckmäuserisch und um dich klein zu machen.

Vielleicht hilft dir auch eine Schutzbrille, um deinen Blick nicht durch die Befindlichkeiten der anderen trüben zu lassen und um die Dinge klar(er) zu sehen. Wie könnte sie aussehen?

Sehr empfehlenswert ist eine fantasierte Schutzkleidung, um dich gedanklich vor negativen Emotionen abzugrenzen und sie ablaufen zu lassen. Ein paar Ideen von Teilnehmer*innen aus meinen Coachings und Seminaren: ein dicker wärmender Loopschal, eine stabile Motorradlederjacke, ein durchsichtiger Schild aus Plexiglas, ein Lack-Regenmantel. Mein persönlicher unsichtbarer Schutzumhang ist wie Harry Potters Tarnumhang „wie aus gesponnenem Wasser“. Er ist geschmeidig und ich kann ich mich gut mit ihm bewegen. Wie sieht deine eigene Schutzkleidung aus?

PS: Wenn Du’s genauer wissen magst: Die Themen “Stress”, “Emotionales Gedächtnis” und “Bodyfeedback” erläutere ich ausführlich in meinem Selbststärkungsbuch “Ich wünsche mir Gelassenheit. Ein Balancierkurs für die Seele”.

In Teil 2 des Aufsatzes werde ich dir zeigen, wie du selbststärkend mit den starken Gefühlen Ärger, Wut und Angst umgehen kannst, die oft von Energievampiren ausgelöst werden.

 

Übrigens: Dieser Aufsatz ist Teil meines dritten Buchs “Wechsle mal die Brille! Impulse und Methoden zur Selbststärkung im Alltag”, das im Oktober 2018 erschienen ist.

 

Übrigens II: Mit einer gelasseneren Grundhaltung gelingt es viel leichter, mit Energievampiren umzugehen. Hast du dir schon meinen Minikurs “Deine tägliche Routine für mehr Gelassenheit” geholt? Kostet dich nur einen Eintrag (E-Mail-Adresse).

Und jetzt Du: Welche Erfahrungen hast du damit, dich von Energievampiren zu distanzieren und sie zu Vamperln zu machen?

 

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