Meine fiktive Unterstützerin ANNA kennst Du als Kritzelfrau nur mit Kleid in körperverhüllender A-Linie, siehe Bild. Die „echte“ ANNA, eine Frau mittleren Alters, hat natürlich eine menschliche Figur – die sie nicht in allen Aspekten liebt – und trägt oft Hosen. Gerade musste sie sich beim Hosenkauf mal wieder mit Unabänderlichem arrangieren und gibt mir eine perfekte Vorlage, um Dir das selbststärkende Emmentaler-Prinzip zu erläutern. ANNA erzählt:
„Schon eine ganze Zeitlang bin ich darüber hinaus, Hosen nach der Mode zu kaufen. Ich habe meine Idealform gefunden und bin ihr seit Jahren treu: relativ hoch geschnitten und mit geradem Bein. Alles andere passt nicht zu meinem Körper und meinem relativ klassischen Geschmack, isso. Nix „Hüfthose“, „mit Schlag“ oder „skinny“ – mein Schnitt läuft unter „feminin fit“.
Mein perfekt passendes Lieblingshosenmodell einer bestimmten Firma habe ich in mehreren Farben und Versionen (von dunkler Jeans bis zu heller Sommerhose). Heute musste ich schluckend akzeptieren, dass ich in meiner Stadt das Modell nicht mehr auftreibe; online bestellen mag ich nicht. So etwas löst bei mir immer den Veränderungsblues aus. Immerhin wurde mir in einem Geschäft ein ähnlich geschnittenes Modell einer anderen Firma empfohlen. Das kannte ich nicht, weil ich ja immer mit ‚meiner Hose‘ zufrieden gewesen war. Zu meiner Überraschung und Freude passt die neue tatsächlich wie angegossen!
Dabei kam es zu einem netten Dialog mit der kompetenten Verkäuferin:
Sie: „Die Hose zeigt toll Ihre schmale Taille.“
Ich, geradezu reflexhaft: „Na ja, und drunter habe ich Bauchspeck, Po und gepolsterte Hüften.“
Sie: „Das ist eine schöne weibliche Figur.“
Ich, erfreut, dass sie mich an meine eigentliche innere Einstellung erinnert hat : „Danke. Ich nenne das immer ‚weiblich schlank‘.“
Wir beide: verschwörerisch lächelnd.
ANNA hatte Glück, sowohl mit der neuen Hose, die ihren „Veränderungsblues“ schnell beendet hat, als auch mit der wohlwollenden Verkäuferin. Im Dialog siehst Du das, was ich das „Emmentaler-Prinzip“ nenne: „Schau nicht nur auf die Löcher, sondern auch auf den Käse. Erst das Miteinander macht das Aroma aus.“ Dazu gehört auch: Manches im Leben musst Du schlichtweg akzeptieren, das ist so („isso“). Und die Erkenntnis, dass ein „entweder – oder“ nicht so hilfreich ist wie ein „sowohl – als auch“ bzw. „stimmt – und zugleich stimmt …“.
„Isso“: Hierzu gehört ANNAs Einsicht, dass ihrem spezifisch geformten Körper die meisten Hosenmodelle nicht stehen, und ihre positive Umdeutung in Richtung „mein persönlicher Stil“.
Die „Käselöcher“: Sie werden verkörpert durch ANNAs defizitorientierter Blick auf ihre Rundungen in der mittleren Region. In diesem Falls geht es ausnahmsweise nicht um „zu wenig“ oder „da fehlt was“ – im Gegenteil …
Der „Käse“: Das ist ANNAs relativ schmale Taille.
„Stimmt – und zugleich stimmt auch“: Die „Löcher“ und „der Käse“ bilden zwei Wahrheiten, die miteinander erst ein Ganzes ergeben. In unserem Fall: Sowohl die Pölsterchen als auch die Taille sind schlichtweg da. Es liegt an ANNA, sie zu interpretieren.
Der „Emmentaler“: Das aromatische Gesamtkunstwerk ist die positive Beschreibung ANNAs Figur als „schön weiblich“ und die selbststärkende Umdeutung als „weiblich schlank“; Worte, die ANNA offenbar schon öfter verwendet hat und die ihre Grundeinstellung verdeutlichen – die sie leider manchmal vergisst.
Tipp 1: Falls Du, wie ANNA zumindest kurzzeitig, mit Teilen Deines Körpers haderst, empfehle ich Dir den wunderbaren Blog (sowohl Artikel als auch Videos) „Draufgängerin“ von Birgit Faschinger-Reitsam. Ursprünglich hat Birgit sich liebevoll den oft ungeliebten und vernachlässigten Füßen zugewandt. Inzwischen hat sie sich zur Körpergefühlspezialistin weiterentwickelt und vor Kurzem zwei Online-Kurse für Spezialregionen veröffentlicht. Beide kann ich aus eigener Erfahrung sehr empfehlen*: „In deiner Mitte sein“ (Thema Beckenboden – davon erzähle ich auch im Wechseljahrsartikel „ANNAs Fächertanz“) und „Den Kiefer befreien“ (für einen entspannten Kiefer).
Tipp 2: Die verlinkten Aufsätze zu „Midlife ohne Crisis“, zum „Emmentaler-Prinzip“ und zu „ANNAs Fächertanz“, mehr ANNA-Geschichten sowie viele weitere Impulse und Methoden zur Selbststärkung im Alltag findest Du in meinem gerade erschienenen Buch „Wechsle mal die Brille!“. Hier kommst Du direkt zum kompletten Inhaltsverzeichnis und zum Blick ins Buch. (*Affiliate-Links: Falls Du die Kurse hierüber buchen solltest, hat nicht nur Birgit, sondern auch ich etwas davon. Wenn ich nicht von ihnen überzeugt wäre, würde ich nicht für sie werben.)
Und jetzt Du: Hast Du Körperregionen, die Du nicht so liebst? Wie gehst Du selbstfürsorglich und selbststärkend damit um?