Welche Freude für mich als Buchliebhaberin, Nasenmensch und Jugendstilfreundin! Derzeit (leider nur noch bis zum 14. Januar 2018) läuft im Münchner Museum Villa Stuck die multisensorische Ausstellung „Die Bibliothek der Gerüche“ der japanischen Künstlerin Hisako Inoue. Mitten in den wunderbar ausgestatteten Räumen der Künstlervilla Franz von Stucks werden unterschiedlichste Bücher präsentiert, die man anfassen, hören (!) und vor allem riechen soll/darf. Es ist explizit gewünscht, sich über die emotionalen Erfahrungen und Erinnerungen, die unvermeidlich hochkommen, auszutauschen.
Ein bisschen Theorie: Mich entzückt, dass in der Erläuterung zur Ausstellung tatsächlich das von mir so oft zur Selbststärkung gepriesene emotionale Gedächtnis angesprochen wird. Über einen neutralen Sinnesreiz – und dabei ganz besonders schnell über die Nase – werden Erinnerungen ausgelöst, unangenehme wie angenehme. Das ist mein Seelenbalancieren-Ansatzpunkt, wie Du Dich über Nasenschmeichler in gute Gefühle bringen kannst.
Bei mir hat’s geklappt – durch die Buchgerüche in der Ausstellung wurde ich unter anderem in meine Kindheit geführt: Auf dem Dachboden meines Elternhauses lagerten Modezeichnungen einer früheren Hausbewohnerin aus den 40er Jahren. Als Kind hat es mich fasziniert, darin zu stöbern. Den ganz speziellen Duft des Papiers fand ich gestern wieder – und sofort fühlte ich mich in den warmen Speicher mit dem flimmrigen Licht und den Holzbalken gebeamt, wow! Außerdem machte ich die überraschenden Erfahrungen, dass Bücher nach Vanille duften können und dass ein Riesenwälzer aus dem 17. Jahrhundert entgegen meiner Erwartung kaum einen Eigengeruch hatte. Sehr gut gefallen haben mir auch die Hörinstallationen – unter dem Glassturz im folgenden Foto konnte man das Rascheln von umgeblätterten Büchern hören – und die haptische Erfahrung, mich strumpfsockig in einer raschelnden „Papierhöhle“ zu bewegen.
Eine gelungene, sehr anregende Ausstellung! Nun werde ich gleich mal die Nase in meine eigenen Bücher stecken …